Von Eva Volk/SAMT e. V. So manchem Katzenbesitzer oder Tierschützer ist es schon passiert: Eine stressige Situation und die Samtpfote beißt zu. Das schmerzt kurz und heftig, aber meistens ist es eine relativ kleine Wunde. Die meisten Betroffenen fluchen kurz, spülen die Wunde aus, desinfizieren sie vielleicht noch, Pflaster drauf und das war’s.
War es das? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Da der Katzenbiss zumeist eine relativ kleine Verletzung zur Folge hat, die sich auch noch rasch schließt, wird er besonders gern unterschätzt. Aber gerade weil er sich so schnell schließt, finden die Bakterien optimale Bedingungen für die Vermehrung. Bis zu 50 % der Katzenbisse infizieren sich, wohingegen es bei Hundebissen nur max. 20 % sind. Zu erkennen daran, dass der Bereich rund um die Wunde anschwillt, schmerzt und sich rötet. Eine eingeschränkte Beweglichkeit tritt ebenfalls häufig auf. All dies kann in der Regel bereits nach wenigen Stunden festgestellt werden.
Die Zähne der Katze sind sehr spitz und relativ lang und können daher bei einem Biss tief ins Gewebe eindringen. Die Keime, die das Tier im Maul hat, werden so in die Wunde befördert. Besonders häufig findet sich bei der Katze Pasteurella multocida, ein aggressives Bakterium. Da die Bisse häufig im Bereich der Hand stattfinden, sind oftmals die dort befindlichen, gut erreichbaren Sehnen betroffen. Diese sind eher schlecht durchblutet, sodass sich Bakterien dort ausbreiten können, bevor das Immunsystem eine Chance hat einzugreifen. Zudem können die Sehnen durch den Biss als solches geschädigt werden, was eine Einschränkung der Beweglichkeit zur Folge haben kann, womöglich dauerhaft.
Manchmal reichen die Verletzungen bis auf den Knochen. In der Tiefe der Wunde ist häufig nur wenig Sauerstoff, was die Vermehrung bestimmter Bakterien begünstigt. Es kann zu Entzündungen von Gelenken oder Knochenhäuten kommen. Die Keime können entlang der Sehnen zudem hervorragend in andere Körperbereiche wandern, was unter Umständen zu einer Blutvergiftung führen kann. Eine Tetanus-Infektion (Wundstarrkrampf) ist möglich. Diese kann tödlich verlaufen.
In Deutschland ist keine Tollwutinfektion zu befürchten, da die Fuchstollwut seit 2008 hierzulande als ausgerottet gilt (s. WHO). Bei Reisen in andere Länder, z.B. Indien oder China, sieht es hingegen ganz anders aus. Hier ist der Gang zum Arzt nach einem Biss unumgänglich, da sofort nach dem Biss eine Impfung gegen Tollwut die einzige Hilfe darstellt. Ohne eine solche führt der Biss eines infizierten Tieres grundsätzlich zum Tod.
Was also tun, nachdem man gebissen wurde? Grundsätzlich sofort die Wunde gründlich reinigen, desinfizieren und steril, aber nicht luftdicht verbinden. Bei stark blutenden Wunden sollte ein Druckverband angelegt werden. Am besten immer einen Arzt aufsuchen. Er wird die Wunde reinigen und begutachten. Bei Bedarf wird er die Tetanus-Impfung auffrischen und ein geeignetes Antibiotikum verordnen sowie einen Verband mit einem Antiseptikum auftragen. Am Folgetag kontrolliert der Arzt die Entwicklung der Wunde. Wird zu lange mit dem Arztbesuch gewartet und die Wunde eitert bereits, oder der Patient hat Fieber, kann unter Umständen eine Operation nötig werden, um abgestorbenes und infiziertes Gewebe zu entfernen. Je nachdem kann im Anschluß eine Physiotherapie notwendig werden, um die verlorene Mobilität wiederherzustellen.
Sehr tiefe Kratzer durch Katzenkrallen sollten im Übrigen aufgrund der ähnlich gelagerten Problematik ebenfalls vom Arzt begutachtet werden.