SAMT erweitert Hilfsangebote

Tiergesundheit im Fokus

Foto: Irene Launer-Hill

Von SAMT e.V. Der Jülicher Verein SAMT e.V. will im 16. Jahr seines Bestehens sein Angebot für bedürftige Tierhalter – die Hauptzielgruppe des Vereins – erheblich ausweiten. „Wir wollen den Menschen und ihren Tieren jetzt helfen und nicht auf ein fernes, unerreichbares Ziel hinsparen“, so Irene Launer-Hill, die Vereinsvorsitzende, also hat der Vorstand einstimmig beschlossen, ab sofort zusätzliche Hilfen anzubieten.
Neben der bisherigen Unterstützung bei tierischen Notfällen und Kastrationen steht jetzt auch die Prophylaxe im Fokus, da die rechtzeitige Diagnose des Gesundheitsstatus entscheidend für die Lebenserwartung und v.a. Lebensqualität der Tiere ist. „Und das darf nicht am Geld scheitern“, so der Vorstand. Hier die drei wichtigsten Faktoren:

  1. Zahngesundheit, denn der Zustand der Zähne ist für den Halter oft schwer
    erkennbar und kann dramatische Folgen haben. Neben starken Zahnschmerzen
    können durch Entzündungen am Zahnapparat u.U. sogar Schädigungen der Organe entstehen. Eine rechtzeitige Zahnsanierung verhindert unnötige Folgeerkrankungen und Schmerzen.
  2. Früherkennung geriatrischer Erkrankungen. Gerade Katzen sind Meister im Verheimlichen von gesundheitlichen Problemen, daher ist ab einem gewissen Alter eine entsprechende Blutuntersuchung oftmals hinweisgebend. Frühzeitige Entdeckung von Abweichungen im Blutbild ermöglicht eine medikamentöse Einstellung und ist oft lebensverlängernd. Sollte sich aufgrund der Werte die Notwendigkeit weiterführender Untersuchungen ergeben erfolgt, wie bisher, ebenfalls Unterstützung.
  3. Erstuntersuchung des neuen Haustieres. Manchmal ist das neue Haustier ruckzuck eingezogen, ohne dass viel über seine Gesundheit bekannt ist Eine gründliche Erstuntersuchung – Herkunftsnachweis wäre von Vorteil – schafft hier Klarheit und kann z.B. Hinweise zu geeignetem Futter oder benötigten Medikamenten geben. Evtl. kann auch eine Erstimpfung in Betracht gezogen werden.

    Das neue Hilfsangebot richtet sich, wie gehabt, an Bedürftige aus dem Nordkreis Düren, die Leistungen nach SGB II, SGB XII oder Wohngeld usw. beziehen. Die Tierhalter erhalten gegen einen geringen Eigenanteil einen Gutschein eines Partner-Tierarztes und können dort das Hilfsangebot wahrnehmen. Interessierte können sich ab sofort an den Verein wenden:
    Irene Launer-Hill 0157-76810046, in Vertretung: Eva Volk 0173-9423672
    Siehe auch der neue SAMT – Flyer „Gesundheit im Fokus“ , runterzuladen von der Homepage : www.s-a-m-t.de oder in der Tierarztpraxis Reinartz erhältlich.

Aktuelles aus der Tierschutzarbeit

Feuerwehrleute – eiskalt im Anblick der Gefahr und innendrin butterweich

Foto: Eva Volk

Von Eva Volk/SAMT e.V. Mal wieder klingelt das Telefon. Dran ist die Betriebsfeuerwehr eines großen regionalen Unternehmens. Es wurden drei Kätzchen gefunden, eine Mama ist auch in der Nähe. Die kleine Familie muss gerettet werden. Also rein ins Auto und hin gedüst.

Vor Ort umstehen drei Feuerwehrleute eine große Kiste mit drei kleinen Kätzchen, vielleicht vier Wochen alt, vorbildlich gesichert, damit keins abhaut. Schauplatz ist ein Hochregallager. Die Mama turnt darin auf allen Ebenen herum, zwischen unzähligen Paletten und Kisten. Von den ganzen Menschen ist sie gar nicht begeistert. Auch eine kleine Kletteraktion in ihre Richtung macht schnell deutlich, dass sie nicht mal eben so einzufangen ist.

Was tun? Hilft ja nichts, die Kätzchen müssen mit, die Gefahr ist zu groß, dass die Mama sie bei nächster Gelegenheit woanders hinbringt. Dann wären sie weg und würden allen Gefahren ausgesetzt sein, denen verwilderte Katzen nun mal draußen gegenüberstehen.

Bei dem Gedanken, die Kleinen sozusagen ihrer Mama zu entreißen, sind die Feuerwehrleute wirklich erschüttert, der eine oder andere hat fast Tränen in den Augen. Vorschläge und Optionen kommen auf den Tisch, aber die Erfahrung zeigt, das wird nicht funktionieren.

Also kurzerhand – zum Leidwesen der netten Männer – erstmal die Kätzchen eingepackt und auf eine Pflegestelle expediert. Dort gab es direkt ein Fläschchen, was nach anfänglicher Irritation auch durchaus Anklang fand. Dann wieder zu dem Unternehmen hin mitsamt Lebendfalle für die Mama.

Die Falle wurde günstig platziert und mit leckerem Futter ausgestattet. Praktischerweise hat so eine Betriebsfeuerwehr rund um die Uhr Dienst, sodass die Falle regelmäßig kontrolliert werden konnte. Alle sind optimistisch, dass Mama in der Nacht, wenn es schön ruhig ist, dem Futter nicht widerstehen kann.

Ja, denkste. Am nächsten Morgen: Nichts. Nachmittags nach Betriebsschluss: Nichts. Die netten Feuerwehrleute tauschen weiter unverdrossen das Futter gegen neue frische Leckereien aus.

Naja, eventuell in der nächsten Nacht, denkt man leicht zweifelnd und macht es sich auf der Couch gemütlich. Kaum hingesetzt – mittlerweile nach neun Uhr abends – klingelt das Telefon. Ein Feuerwehrmann springt vor Begeisterung fast durch den Hörer: „Sie ist drin!“. Hui, da ist man ganz schnell von der Couch wieder runter. Nix wie hin.

Foto: Eva Volk

Vor Ort geht es direkt mit EINEM Feuerwehmann ins Lager, die Falle ist vorbildlich mit einer Decke abgedeckt, drin sitzt die Mama und guckt verwirrt. Phantastisch! Falle geschnappt und bereit die Mama abzutransportieren.

Und dann dreht man sich um und – wie aus dem Boden gewachsen – stehen VIER weitere Feuerwehrleute vor einem. Wo kommen die denn alle her? Dass nicht alle vor Begeisterung auf und ab hüpfen ist fast schon verwunderlich.

Diese supernetten Männer kriegen sich fast nicht mehr ein vor Freude, dass die kleine Familie jetzt wiedervereint werden kann. Erste Adoptionswünsche werden auch schon geäußert. Da ist man dann mal platt.

Die Mama und ihre Kleinen waren heilfroh wieder zusammen zu sein. Und die junge Mutter ist wirklich vorbildlich in der Erziehung und Versorgung. Sie ist auch keine ganz wilde Katze, mittlerweile findet sie Menschen schon nicht mehr so doof wie zu Anfang, da sind wir auf einem guten Weg. Die Kleinen sind einfach nur zauberhaft und reißen die Bude ab.

Und, hey, vor kurzem klingelt das Telefon und tatsächlich meldet sich einer der netten Feuerwehrleute, der immer noch eine Adoption im Sinn hat. In wenigen Tage kommt er mit seiner Familie die Süßen besuchen.

Liebe Jungs von der Feuerwehr: Ihr seid die Besten! Chapeau!

Mollys Kolumne Juli 2021

Foto: B. Uhlig

Liebe/r Leser/in,

nein, auch wenn es auf dem Foto so aussieht, als hätte ich geweint, steckt doch etwas anderes dahinter. Eine ganz profane Bindehautentzündung. Leider nicht zum ersten Mal, ich habe immer mal wieder damit zu kämpfen. Das Auge brennt und tränt, das Lid schwillt an und alles juckt wie verrückt. Frauchen hat es zum Glück sehr früh bemerkt und mich sofort zum Tierarzt geschleppt. Ich geh da ja nicht so gern hin, aber in diesem Fall war schnelle Hilfe nicht verkehrt, das muss ich doch zugeben.

Eine Bindehautentzündung kommt bei uns Katzen gar nicht mal so selten vor. Eigentlich nichts weltbewegendes, aber da die Entzündung schnell voranschreitet und schwerwiegende Folgen haben kann, ist dennoch schnelles Handeln geboten.

Es können beide, aber auch nur ein einzelnes Auge betroffen sind. Sind die Tränen anfangs noch sehr wässrig, verändern sie sich nach einigen Stunden bis wenigen Tagen zu einem eitrigen Schleim. Es kommt zu Schwellungen im Augenbereich, juckt furchtbar und man kneift als Katze das Auge zusammen.

Spätestens jetzt ist Tierarzt angesagt, sonst kann es zu Verklebungen des Auges und zu Verwachsungen des dritten Augenlids mit der Hornhaut kommen. Schwere Folgeschäden bis hin zur Erblindung und zum Verlust des betroffenen Auges können auftreten. Bindehautentzündungen heilen ohne das richtige Medikament nicht ab!!! Von Hausmittelchen wie Kamillentee ist dringend abzuraten. Dieser enthält auch aufgebrüht noch winzige Härchen, die das Auge zusätzlich reizen können.

Die Ursachen für eine Bindehautentzündung sind vielfältig. In Fragen kommen sowohl infektiöse (verschiedene Bakterien, Viren und Pilze), als auch nicht infektiöse Gründe, wie z.B. Zugluft,  Allergien, Fremdkörper, Schmutz und Verletzungen. In meinem Fall ist sehr wahrscheinlich das Calici-Virus schuld, dass ich in mir trage, weil die Entzündung immer mal wieder auftritt.

Infektiöse Bindehautentzündungen sind häufig ansteckend, ein Problem im Mehrkatzenhaushalt, aber auch für den Menschen. Daher ist Abstand halten angesagt, sowie regelmäßiges Hände waschen. (Darin habt ihr Menschen ja mittlerweile viel Übung…) Umgekehrt kann auch der Mensch sein geliebtes Haustier infizieren.

Mir wurde zur Behandlung zweimal täglich für mehrere Tage eine Augensalbe aufgetragen. Obwohl ich eigentlich ein großes Eigeninteresse an der Genesung hätte haben sollen, habe ich es meinen Menschen nicht leichtgemacht und sofort das Weite gesucht, wenn sie mit der Tube aufgetaucht sind. Letztlich konnte ich aber den Leckerchen nicht widerstehen und habe mich immer wieder anlocken lassen. War natürlich alles Strategie, um ein paar Extras abzustauben.

Inzwischen ist alles verheilt und ich habe wieder den vollen Durchblick.

Bis zum nächsten Mal,

Deine Molly SAMTpfote

Weltmilchtag am 01.06.2021

Warum Milchkühe so leiden

Kalb
Foto: kadres@pixabay

Vom Arbeitskreis „Nutz“tiere/SAMT e.V. Was sind Milchkühe? Kühe geben nur dann Milch, wenn sie Kälber zur Welt gebracht haben. Damit wir Menschen Milch trinken können, müssen die Kühe immer wieder zwangsbesamt werden. Eine Kuh ist 9 Monate trächtig. Danach werden Mutter und Kalb meist unmittelbar nach der Geburt getrennt. Sie leiden sehr darunter und rufen oft noch lange nacheinander.

Die Kälber werden nach der Trennung von der Mutter üblicherweise in sogenannten Kälberiglus einzeln untergebracht und bekommen in den meisten Fällen Milchersatz aus Eimern. Kurze Zeit nach der Geburt wird die Kuh erneut zwangsbesamt, damit der Milchfluss fast ununterbrochen fließt.

Kühe leben normalerweise im Familienverband und kümmern sich sehr um ihre Kälber. Obwohl Kühe eigentlich Weidetiere sind und eine Strecke von 10 km pro Tag zurücklegen, bleibt die durchschnittliche Milchkuh oftmals im computergesteuerten Stall mit Melkroboter, ohne jemals eine Weide zu sehen. Im Stall stehen sie meist auf Spaltböden, manche immer noch in Anbindehaltung. Selbst in der Biohaltung ist das nicht verboten.

Da die Tiere oftmals zu wenig Platz haben und sich gegenseitig verletzen könnten, werden den jungen Kälbern die Hornanlagen betäubungslos ausgebrannt. Dies ist für die Tiere sehr schmerzhaft.

Die Milchkühe sind auf Höchstleistung getrimmt, d.h. immer mehr Milch in einem immer kürzeren Leben. 1960 gab eine Kuh 2000 Liter – heute weit über 10000 Liter Milch im Jahr. Durch diese maximale Milchleistung sind die Euter unnatürlich groß und haben oftmals schmerzhafte Euterentzündungen zur Folge. Die Lebensdauer einer Kuh in der Milchviehhaltung beträgt im Durchschnitt 5 Jahre. Obwohl sie bis zu 20 Jahre leben könnte, endet sie nach dieser Zeit beim Schlachter.

Was passiert mit den Kälbern, die eine Kuh ja zwangsweise immer wieder bekommt, um Milch zu geben?

Die männlichen Kälber sind in der Milchviehhaltung ein Abfallprodukt, da sie als Masttiere eher ungeeignet sind und keine Milch geben können. Wohin dann mit den Kälbern? Kälber müssen erst 7 Tage nach ihrer Geburt gekennzeichnet werden. Ihr Verbleib ist oft unklar. Viele der Kälber werden mit 14 Tagen verkauft und ins Ausland transportiert, wo ihr Leben nach kurzer Zeit auf dem Schlachthof endet.

Das Schicksal der weiblichen Kälber ist es, dass sie meist Milchkühe werden.

Der Mensch kann auch ohne Kuhmilch gesund leben. Länder, in denen Milch kein Grundnahrungsmittel ist, zeigen das.

Kann es wirklich gesund sein, als Mensch ein ganzes Leben lang Muttermilch zu trinken?

Es gibt so viele schmackhafte Alternativen. Probiert doch einfach mal die Drinks aus Hafer, Reis, Mandel, Soja, Kokos usw. aus!

Rinder wollen sich bewegen. Anbindehaltung ist eine besondere Qual für die Tiere. Es bedeutet, die Rinder stehen angebunden nebeneinander. Sie können sich weder belecken, noch kratzen. Körperpflege ist so gut wie unmöglich.

Diese Tierqual soll Weltkulturerbe werden. Wenn Du so wie wir anderer Meinung bist, solltest Du nachfolgende Petition unterschreiben.

Tiere des Monats Mai/Juni 2021

Sissi und Mikesch

Foto: C. Dodt
Foto: E. Volk

Sissi, ca. 7 Jahre und Mikesch, ca. 10 Jahre haben völlig unerwartet ihr bisheriges Zuhause verloren, da ihr Herrchen leider überraschend verstorben ist. Den Umzug auf die Pflegestelle fanden die beiden mehr als furchtbar. Die erste Woche wurden sie mehr oder weniger nicht gesichtet, da sie in der hintersten Ecke unter den Küchenschränken verschwunden waren und dort förmlich vor Angst aufeinander lagen. Nur nachts sind sie vorsichtig durch die Wohnung zum Futter und zum Klöchen geschlichen.

Das ist nicht weiter verwunderlich, denn ihr Leben lang waren die beiden reine Wohnungskatzen und kannten nur ihr bisheriges Heim und nur ihr Herrchen als Bezugsperson.

Mittlerweile hat Sissi erkannt, dass sanfte Streicheleinheiten und Leckerli gar nicht mal so schlecht sind, da kann man glatt mal schnurren. Mikesch hingegen ist trotz seines stattlichen Umfangs ein vierpfotiges Mimöschen, der vor allem ganz furchtbar Angst hat. Er lässt sich problemlos streicheln, hat auch schon Köpfchen gegeben, ist aber mit den ganzen neuen Eindrücken hoffnungslos überfordert und benötigt noch ein wenig Zeit. Ein bisschen Gewichtsmanagement würde dem jungen Mann auch ganz gut tun.

Aneinander hängen die beiden sehr, sie geben sich gegenseitig Sicherheit und fühlen sich nur zusammen wohl. Wir suchen für die beiden lieben Samtpfoten ein ruhiges Zuhause ohne kleine Kinder und ohne andere Tiere, in dem man ihnen die Zeit lässt, die sie brauchen um anzukommen. Freigang haben die beiden nie kennengelernt, aber mit Sicherheit würden sie einen gesicherten Balkon zu schätzen wissen, damit sie die Näschen ein bisschen in die Sonne halten können.

Sissi und Mikesch werden kastriert und gechipt abgegeben.

Glücklich vermittelt

Von SAMT e. V. Jedes Jahr vermittelt SAMT viele Tiere in ein schönes, neues Zuhause. Jedes einzelne dieser Tiere liegt uns am Herzen und mit aller Sorgfalt wird das richtige neue Heim gesucht. Es ist immer eine Freude zu sehen, wie die Tiere nach dem Einzug aufblühen und beginnen, sich wohlzufühlen.

Manche Tierschicksale haben uns besonders berührt, wie zum Beispiel das von Tessa und Simba, die sich auf der Pflegestelle kennen und lieben gelernt haben, und nun gemeinsam in ein neues Zuhause einziehen konnten.

Foto: G. Engels

Der ca. 3 Jahre alte Simba war vom Pech verfolgt. Erst verstarb sein Herrchen, dann verlor er sein Zuhause, da er sich zu oft im Blumenbeet des Nachbarn verewigte. Eigentlich ein liebevoller Schmusekater, versteckte er sich auf der Pflegestelle jedesmal nach Kräften, sobald Besuch für ihn kam. Kontaktaufnahme gleich Null. Sehr schwierig.

Kurz nach Simbas Einzug auf der Pflegestelle stolperten wir an einer Futterstelle über Tessa, zu diesem Zeitpunkt ca. 7 Monate alt. Die Süsse war nur wenig mit dem Menschen sozialisiert und dementsprechend lange Zeit mehr oder weniger unsichtbar. Und fremde Menschen gingen ja wohl gar nicht, da wurden die Hinterpfoten in die Vorderpfoten genommen und weg war sie.

Foto: G. Engels

Aber dann: nach anfänglichem Misstrauen hat Tessa sich rettungslos in Simba verliebt. Wo er war, war auch sie. Mit ihm spielt sie wahnsinnig gerne. Simba hingegen liebt es, mit Tessa zu kuscheln und sie zu putzen. Schulter an Schulter fressen sie ihre Näpfchen leer.

Was soll man da machen? Wir konnten diese Pflegestellenliebe unmöglich trennen, daher machten wir uns auf die Suche nach einem gemeinsamen Zuhause für das ungleiche Pärchen. Uns war bewusst, dass das ganz schwierig wird.

Dementsprechend dauerte es eine ganze Weile bis eine nette Familie auftauchte, die sich zutraute, unserem Dreamteam mit gaaaanz viel Zeit Vertrauen einzuflössen. Simba hat sich zügig gut eingelebt und genießt schon wieder seinen geliebten Freigang. Tessa braucht noch ein bisschen, aber Leckerli aus der Hand nehmen klappt schon prima und sie macht täglich kleine Fortschritte.

Aktuelles aus der Tierschutzarbeit

Pitti
Foto: E. Volk

Angst essen Seele auf

Von Eva Volk/SAMT e.V. Manchmal ist ein Haustier der einzig noch verbliebene Fixpunkt für ältere Menschen, das einzige noch übrig gebliebene Wesen, um das sich alles dreht. Der Gedanke, dieses geliebte Tier zu verlieren, ist dann unerträglich. Wobei dies manchmal bis zur Verleugnung unübersehbarer Probleme führen kann.

So hatten wir vor kurzem den Fall, dass sich eine ältere Dame spät abends sehr nervös meldete und sagte, bei ihrer nicht mehr ganz jungen Katze liefe das Auge aus. Natürlich standen uns da förmlich die Haare zu Berge. Direkt am nächsten Morgen ging es zum Tierarzt. Zwar bestätigte sich die Befürchtung nicht, dass das Auge auslief, allerdings wurde unglücklicherweise ein großer Tumor hinter dem Auge festgestellt. Aufgrund Lage und Größe war eine bösartige Form sicher. Eigentlich unmöglich, dass der schlimme Zustand des Auges jetzt erst aufgefallen war. Vermutlich wurde bis zu diesem Zeitpunkt irgendwie verdrängt, dass da etwas schwer im Argen lag, sozusagen Vogel-Strauß-Taktik.

Foto: I. Launer-Hill

Die einzige Lösung, wenn auch ohne Garantie auf Erfolg, war eine rasche Operation, bei der Auge und Tumor entfernt werden mussten. Ein baldiger Termin wurde gemacht und die Besitzerin, fix und fertig, erstmal samt Medikamenten und Katze wieder nach Haus entlassen. Soweit, so gut.

Zwei Tage später ergab sich aufgrund einer anderen ausgefallenen Operation die unverhoffte Gelegenheit, die geplante Augen-OP holterdipolter vorzuziehen. Und ab da wurde es schwierig. Der plötzliche Anruf: „Die Katze kann operiert werden, und zwar in einer Stunde“ überforderte die Besitzerin maßlos. Von jetzt auf gleich kamen alle Ängste schlagartig wieder hoch. Würde sich bei der Operation herausstellen, dass alles keinen Zweck hat? Würde das Tier die Operation von der Verfassung her überhaupt überleben? Würde es sich danach quälen müssen?

Bis zu diesem Zeitpunkt, nehmen wir an, konnte der Gedanke an die OP und mögliche Folgen noch beiseitegeschoben werden. Aber dann stand alles mitten im Raum und die Angst wurde übermächtig. Daher verweigerte die Dame den Termin und sagte zu allem Überfluss auch noch den ursprünglich vereinbarten Termin ab.

Im ersten Moment ist man da natürlich fassungslos und vielleicht auch ein bisschen angefressen. Da ergibt sich eine goldene Gelegenheit und sie wird nicht wahrgenommen.

Aber, erstmal sacken lassen, tief durchatmen und an das Tier, aber auch an den Menschen denken. Druck hätte an dieser Stelle ganz offensichtlich zu überhaupt nichts geführt. Zutiefst verängstigte Menschen kann man nicht mit Vorwürfen zum Umdenken bewegen. Natürlich hatten wir stapelweise rationale und völlig richtige Argumente, warum eine OP unumgänglich ist. Aber erstmal sind diese in einer solchen Situation nebensächlich.

Das Einzige, was wirklich hilft ist: Zuhören! Man muss sich erklären lassen – und wenn es noch so lange dauert – wieso jemand Angst hat, was das Tier diesem Menschen bedeutet, wie man helfen kann, die Sorgen zu verkleinern und und und. So sehr die Sorge um das Tier für uns natürlich im Mittelpunkt steht, es geht niemals ohne den Menschen. Nur wenn der Besitzer mitspielt, kann dem Tier geholfen werden. Mit Einfühlungsvermögen und Verständnis kann man irgendwann auch ganz sanft die eigenen Argumente anbringen, und dann fallen sie womöglich auf fruchtbaren Boden.

Im vorliegenden Fall war das tatsächlich so und ein neuer OP-Termin konnte zeitnah vereinbart werden. Bis dahin wurde die kranke Mieze liebevoll und gewissenhaft von ihrer Besitzerin umhegt und mit Medikamenten versorgt. Mit Sicherheit ist die Besitzerin tausend Tode gestorben, als ihre Samtpfote operiert wurde. Zum Glück verlief die OP sehr gut und die Katze erholte sich relativ schnell. Das fehlende Auge macht ihr gar nichts aus und sie ist regelrecht aufgeblüht und hat sozusagen ihren zweiten Frühling (vielleicht ist es auch schon der dritte). Wir glauben ja, sie ist ein bißchen stolz, jetzt eine kleine Piratin zu sein.

Die Besitzerin ist zutiefst erleichtert (und wir erst!), dass, trotzt aller Bedenken, alles so gut ausgegangen ist. Ihre geliebte Katze wird auch weiterhin ihr Leben bereichern. Wir wünschen den beiden noch eine ganz lange, gemeinsame, wundervolle Zeit! Genießt zusammen den Ruhestand!

Mollys Kolumne Mai/Juni 2021

Bastet
Foto: B. Uhlig

Liebe/r Leser/in,

in den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung von uns Katzen deutlich gestiegen, weil wir mittlerweile in der Regel als Familienmitglieder wahrgenommen und mehr umsorgt werden, insbesondere was die medizinische Versorgung betrifft. Es ist ganz interessant, dies mal in Menschenjahre umrechnen, finde ich. In den ersten zwei Jahren schalten wir Miezen den Turbo ein, sind mit 1 schon Teenies und erreichen mit 2 eine Entwicklung wie ein Menschen mit etwa 24. Danach entspricht jedes Katzenjahr etwa vier Menschenjahren. Wenn ich das mal zusammenrechne, ist unsere liebe Bastet 104 Jahre alt geworden.

Sie ist vor kurzem im Alter von 22 gestorben. Wir sind alle sehr traurig. Aber was für ein tolles, langes Leben für eine Katze! Und das kam nicht von ungefähr. Bastet war eine richtige Kämpfernatur und hat sich immer durchgebissen. Sie musste einiges mitmachen, wie mancher treue Leser des Newsletters sich vielleicht noch erinnert. (Wer ihre Geschichte nachlesen möchte, kann das hier tun oder im Archiv stöbern.) Die letzten Jahre machten ihr die Schilddrüse und die Leber zu schaffen, dank täglicher Medikamenteneinnahme jedoch händelbar. Dazu kam ein stetig steifer werdendes Beinchen, das der kleine Sturkopf aber einfach ignorierte und nicht davon abhielt, zu ihrem Lieblingsplatz auf dem Schreibtisch zu klettern. Woran sie jedoch schwer zu knabbern hatte, waren die wiederkehrenden Zahnfleischentzündungen. Von einer OP in dem hohen Alter hatte unsere Tierärztin abgeraten, und so blieb nur die Einnahme von Antibiotika. Das hat auch immer wieder gut gewirkt, nur leider hat das liebe Mädchen in der Zeit jedes Mal einiges an Gewicht verloren, das sie nicht wieder zulegen konnten. Die letzte Entzündung hat ihr dann leider vollends die Kräfte geraubt. Sie hat es mit eisernem Willen versucht, sich wie ein braves Kätzchen auf Klöchen gekämpft und auch noch ein letztes Mal nach draußen zum Sonnenbaden. Sie wäre gern geblieben. Aber der Akku war einfach leer.

Nun liegt sie neben ihren Vorgängern begraben unter’m Walnussbaum. Von denen sind auch manche sehr alt geworden, aber Bastet hat die Latte noch mal einiges höher gehängt. Ich hoffe, uns verbliebenen Drei bleiben auch noch viele, viele Jahre. Wir nehmen uns Bastet zum Vorbild. Was für ein tolles, langes Leben!

Bis zum nächsten Mal,

Deine Molly SAMTpfote

Glücklich vermittelt – April 2021

Von SAMT e. V. Jedes Jahr vermittelt SAMT viele Tiere in ein schönes, neues Zuhause. Jedes einzelne dieser Tiere liegt uns am Herzen und mit aller Sorgfalt wird das richtige neue Heim gesucht. Es ist immer eine Freude zu sehen, wie die Tiere nach dem Einzug aufblühen und beginnen, sich wohlzufühlen.

Manche Tierschicksale haben uns besonders berührt, wie zum Beispiel von diesen zwei Jungs, die beide trotz schlechter Vermittlungsaussichten nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch gleich einen neuen Katzenkumpel gefunden haben.

Foto: S. Backes

Der ca. 12 Jahre alte Tommy – vor einigen Jahren von uns vermittelt – wurde abgegeben, da sein alleinstehendes Frauchen berufsbedingt leider nicht mehr genügend Zeit für ihn hatte. Schon wieder eine ältere Mieze dachten wir, das wird wieder schwierig. Denkste! Bevor wir den jungen Mann überhaupt inserieren konnten, meldete sich eine ältere Dame. Der beste Kumpel ihres Katers war leider verstorben und der Kater – der übrigens auch Tommy heißt – litt sehr darunter. So konnte Tommy noch in seinem bisherigen Zuhause kennengelernt werden und es war Liebe auf den ersten Blick bei der Dame. Auch Tommy zeigte sich ungewöhnlich aufgeschlossen.

So konnte er ohne Umweg in sein neues Zuhause ziehen. Schon nach kürzester Zeit kam er schmusen. Der andere Kater wurde mittlerweile auch akzeptiert und die neue Partnerschaft beiderseits für gut befunden. Die vorhandene Treppe war anfangs extrem gruselig, sowas kannte Tommy gar nicht. Aber mittlerweile hat er sie tapfer bezwungen, er will ja schließlich sein Sonnenplätzchen zusammen mit seinem neuen Freund im gesicherten Hof erreichen. Aus Unterscheidungsgründen und angelehnt an ihre Farbe heißen die beiden jetzt übrigens Tommy Tiger und Tommy Bear.

Foto: I. Fassbender

Der ca. 8 Jahre alte Kater Paulchen ist ein Fundkater. Er saß allein an einer Landstraße irgendwo im Nirgendwo. Zum Glück sah jemand nicht darüber hinweg und brachte ihn erstmal in Sicherheit. Wie so oft ließ sich kein Besitzer auftreiben, was eigentlich verwunderlich ist, denn Paulchen ist eine Seele von Tier. Schmusen und Kuscheln sind nämlich seine Lieblingsbeschäftigungen. Leider stellte sich schnell heraus, dass Paulchen zwar soweit topfit, aber FIV-positiv ist und unser Herz sank. Die Vermittlungschancen solcher Tiere sind immer ziemlich bescheiden, obwohl oft genug eine ganz normale Lebensspanne möglich ist.

Zum Glück hatte ein junges Paar damit überhaupt kein Problem und verliebte sich umgehend in den Traumkater. Paulchen gab auch sein OK und ruckzuck konnte er umziehen. Und derartige Umzüge sehen wir nicht oft, aber da geht einem das Herz auf. Paulchen kam aus seinem Transportkorb, guckte verwirrt, patrouillierte einmal durch die Wohnung und forderte dann ohne weitere Umstände Streicheleinheiten. Die erste Nacht verbrachte er prompt im Bett. Er verfolgt seine neuen Menschen wie ein Hund und stört Herrchen im Home Office, weil er unbedingt auf dem Schoß liegen muss. Mittlerweile hat er sogar einen netten Kumpel bekommen, mit dem er zusammen die ersten Sonnenstrahlen auf dem gesicherten Balkon genießt.

Tier des Monats April 2021

Lucky

Foto: B. Hilgers

Lucky ist ein ca. 10 Monate alter Kater, der abgegeben wurde, da evtl. etwas vorschnell angeschafft.

Es handelt sich definitv um ein Träumchen von einem Kater. Lieb, verspielt, schmusig, menschenbezogen, einfach nur toll. Andere Katzen sind für ihn auch völlig in Ordnung.

Wir suchen ein Zuhause für den netten Kerl, in dem er im Mittelpunkt steht, gerne mit freundlicher Katzengesellschaft. Lucky kennt Freigang und möchte diesen nach einer Eingewöhnungszeit natürlich genießen dürfen.

Lucky wird kastriert und gechipt abgegeben.