Mollys Kolumne Januar 2021

Foto: B. Uhlig

Liebe/r Leser/in,

Mira, Frieda und ich teilen das gleiche Schicksal. Wir alle wurden als kleine Kätzchen mutterseelenallein irgendwo draußen gefunden. Keine Mama, keine Geschwisterchen. Weit und breit niemand. Dass wir nun so ein schönes Leben führen können mit einem warmen Plätzchen, immer ausreichend Futter und liebevoller menschlicher Zuwendung, verdanken wir schlicht der Tatsache, dass wir rechtzeitig gefunden wurden. Und mit rechtzeitig meine ich nicht nur, bevor wir verhungert, verdurstet oder erfroren waren, oder getötet wurden, oder an schlimmen Krankheiten starben. Mit rechtzeitig meine ich auch, bevor wir zu alt wurden, um uns überhaupt noch an menschliche Gesellschaft zu gewöhnen. Leider hat nicht jedes junge Kätzchen so viel Glück wie wir drei Mädels. Zwischen einem Leben ohne Sorgen und einem Leben voller Nöte liegen manchmal nur wenige Wochen.

Unser Frauchen konnte im vergangenen Jahr bereits erfolgreich zwei Streunerkatzen in der Nähe ihrer Arbeitsstelle einfangen und kastrieren lassen. Zwei ausgewachsene Tiere, die nun an einer extra für sie eingerichteten Futterstelle weiter versorgt werden. Vor wenigen Wochen tauchte dort eine neue Samtpfote auf. Die Sichtung glückte nur deshalb, weil am Futterplatz eine Wildtierkamera eingerichtet wurde. Das sichtlich noch eher junge Tier schien recht hungrig zu sein. Während die beiden älteren Miezen ausschließlich nachts zu den Futternäpfen kamen, kontrollierte die neue die Stelle mehrmals täglich nach Essbarem.

Mit dem Wissen über die Gewohnheiten des Neuzugangs wurde eines Morgens eine Lebendfalle aktiviert und mit Futter bestückt. Direkt beim zweiten Versuch am Folgetag saß der kleine Fratz nach weniger als 30 min drin, wurde flugs ins Auto verfrachtet und zum Tierarzt gebracht. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein junges Katerchen handelt. Aber leider auch, dass er absolut wild war und mit seinen ca. 6 Monaten schon zu alt, um noch ein Haustier aus ihm zu machen. Wirklich schade, wenn man ihm in sein süßes, kleines Gesichtchen schaut. Wäre er doch bloß ein paar Wochen früher aufgetaucht. Wer weiß, vielleicht würden Mira, Frieda und ich ihm sonst jetzt beibringen, wie man die Menschen um die kleine Kralle wickelt und wie schön es ist, gestreichelt zu werden. Leider wird er dieses Leben nie kennenlernen. Frauchen hat ihn nach einer Erholungsphase nach der OP an der Fundstelle schweren Herzens wieder in die Freiheit entlassen.

Jedes Jahr fangen die ehrenamtlichen Helfer von SAMT eine Vielzahl von Streunerkatzen ein. Immer wieder sind sehr junge Kätzchen dabei, die sich noch an den Menschen gewöhnen können, oder ausgesetzte Tiere, die dieses Leben schon kannten und heilfroh sind, wieder in Obhut genommen zu werden. Einigen ergeht es wie dem kleinen Mini-Tiger. Sie müssen ihr wildes Leben mit allen Gefahren und Nöten fortsetzen. Aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer, nämlich dass ihren Nachkommen, die nun nicht mehr geboren werden, dieses Schicksal erspart bleibt.

Bis zum nächsten Mal,

Deine Molly SAMTpfote

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