Aktuelles aus der Tierschutzarbeit

Von Eva Volk/ SAMT e.V. Mit dieser neuen Rubrik wollen wir einen Einblick in unsere Tätigkeiten und Erlebnisse gewähren. Damit möchten wir allen Lesern unsere Arbeit näher bringen und ihr ein (tierisches) Gesicht geben.

Kater Petterson
Foto: Irene Launer-Hill

Pettersons Achterbahnfahrt

Freude und Trauer, Glück und Verzweiflung liegen im Tierschutz oft sehr nah beieinander. So wie in diesem Fall:

Vor einiger Zeit meldete sich jemand bei uns mit der Information, dass man bereits seit 5 (!) Jahren einen Kater draußen füttere, der bei einem Umzug zurückgelassen wurde. So zumindest der Kenntnisstand der Freundin der Enkelin. Das ginge jetzt jedenfalls nicht mehr. Also haben wir den Kater eingesammelt und Petterson getauft.

Sein Fell war furchtbar verfilzt, sodass der junge Mann erstmal einen Kurzhaarschnitt benötigte. Ein bisschen wenig auf den Rippen hatte er auch. Der Check beim Tierarzt zeigte Probleme mit der Bauchspeicheldrüse. Ansonsten stellte Petterson sich als unheimlich freundlicher Kerl heraus. Wir hatten Hoffnung, für ihn früher oder später ein Zuhause finden zu können.

Trotz der Information, dass er angeblich ausgesetzt wurde, recherchierten wir parallel bezüglich seiner schwer lesbaren Tätowierung. Und tatsächlich: es gab eine 5 Jahre alte Vermisst-Meldung. Wir konnten es nicht fassen.

In kürzester Zeit war der Kontakt hergestellt und die Besitzerin brach vor lauter Freude in Tränen aus. Mir kamen in diesem Moment, ehrlich gesagt, auch die Tränen. In Wahrheit hieß der junge Mann natürlich nicht Petterson und war 13 Jahre alt. Noch am selben Abend kam die Besitzerin zur Pflegestelle und schloss ihren geliebten Kater unter Tränen in die Arme. Er durfte wieder heim zu seiner Zwillingsschwester.

Gerne würde ich an dieser Stelle das Kapitel zuschlagen und „Happy End“ rufen. Geht nur leider nicht.

Trotz ausführlicher Beratung hinsichtlich der Zusammenführung der Katzen ging das dann alles wohl doch ein bisschen zu flott vonstatten. Seine Schwester schien den Kater wiederzuerkennen und er sie. Soweit, so gut. Nur der „neue“ Kater, der nach dem Verschwinden als Gesellschaft angeschafft wurde, drehte komplett am Rad und begann unverzüglich überall hinzupinkeln inkl. Ehebett.

Das Ende vom Lied: nach gerade mal zwei Tagen war der Kater wieder zurück auf der Pflegestelle, was seiner Besitzerin erneut das Herz brach. Auch der arme Kater war nach dem ganzen Hin und Her gehörig verwirrt. Zum Glück kam er nach ein paar Tagen wieder klar und machte zufrieden sein Ding, heißt schlafen, schmusen, kuscheln und fressen.

Na gut, dachten alle, jetzt aber ein tolles neues Zuhause finden! Leider nein.

Tatsächlich tauchten ruckzuck sehr nette Menschen auf, die den netten Kater adoptieren wollten. Da sowieso noch ein Kontrollbesuch beim Tierarzt anstand, ließen wir kurz darauf der Vollständigkeit halber ein komplettes Blutbild mit allem und jedem anfertigen, um einen topaktuellen Status Quo zu haben. Die bisherigen Maßnahmen schlugen auch schon gut an, aber – und das war wie ein Schlag ins Gesicht – der Kater war FIV-positiv. Die Zeit auf der Straße hatte ihren Tribut gefordert. An diesem Punkt brach mein Herz.

Die Vermittlung kam daher nicht zustande, denn es gab noch andere Katzen im Haushalt und das Risiko wollten die Interessenten nicht auf sich nehmen, was ihnen auch niemand verübeln kann.

Und jetzt? 13 Jahre, FIV-positiv, noch ein paar andere gesundheitliche Problemchen, wer nimmt denn sowas?

Und das ist der Punkt, an dem ich einmal mehr den Hut ziehen muss: nämlich vor der Pflegestelle, die kurz und knapp meinte: „dann bleibt er eben hier“. Das klingt selbstverständlicher als es ist, denn sie hat ebenfalls eigene Katzen. Aber sie kennt auch Petterson, wie er bei uns wieder heißt, und sie kennt ihre Katzen. Er ist einfach nur der liebste Kerl, ignoriert die anderen Katzen völlig, schiebt sie allenfalls auf die nette Tour von ihren Näpfen weg, da er immer Hunger hat. Die anderen Miezen sind auch durchweg freundlich und überhaupt nicht auf Krawall aus. Die Vorstellung Petterson könnte sie bis auf’s Blut beißen – die einzige Möglichkeit, sie mit FIV anzustecken – ist völlig abwegig.

Und so bekommt Petterson dann doch noch sein Happy End.

Lieber Petterson, ich wünsche Dir noch ein ganz langes, tolles Leben bei Deinem neuen Frauchen.

Danke, Petra!

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