Von Eva Volk/ SAMT e.V. Vibrissen? Noch nie gehört, sagt der Katzenbesitzer. Wahrscheinlich nicht, aber schon tausend Mal gesehen. Vibrissen sind die Sinus- und Tasthaare der Katze und vieler anderer Säugetiere. Es handelt sich um die Schnurrhaare, die langen Haare über den Augen sowie die verlängerten Haare an der Rückseite der Vorderbeine. Auch an den Wangen, dem Kinn sowie Ober- und Unterlippe finden sich kleine Exemplare. Eine Katze kann 102 bis 156 Vibrissen haben in unterschiedlicher Größe.
In erster Linie sind es einfach nur Haare und sie wachsen wie solche regelmäßig nach. Im Gegensatz zu den restlichen Haaren sind sie jedoch in einen besonderen Haarbalg eingebettet. Dieser enthält zwischen seiner inneren und äußeren Schicht eine blutgefüllte Kapsel, welche bei Berührungen am Tasthaar gegen die unzähligen umliegenden Nerven gedrückt wird. Durch den Druck des Blutes wird der Reiz zudem verstärkt, wodurch die Katze in der Lage ist selbst geringste Reize wahrzunehmen. Selbst ein leichter Luftzug wird registriert.
Bei der Jagd sind – insbesondere bei schlechter Sicht – die Vibrissen unerlässlich, da sie alle notwendigen Informationen über die potentielle Beute und die Umgebung liefern. Sie helfen auch gezielt und effektiv, den tödlichen Nackenbiss zu setzen. Ferner wird die Katze durch sie frühzeitig auf Gefahren aufmerksam.
Ohne die Vibrissen ist die Orientierung für Katzen ein ernstes Problem. Katzen, die ihre Schnurrhaare nach zu neugierigem Kontakt mit einer Kerze verloren haben, rennen auch schon mal gern gegen ein Stuhlbein, da sie den Abstand ohne die Schnurrhaare falsch einschätzen.
Auch in Sachen Kommunikation sind die Vibrissen wichtig. Sind z.B. die Schnurrhaare dicht nach hinten gerichtet, kann das ein Zeichen für Angst oder Angriff sein. Sind sie hingegen aufgefächert und nach vorne gerichtet, ist die Katze sehr aufmerksam und es kann mit einem Sprung oder einer anderen Aktion gerechnet werden. Oder die Mieze genießt gerade voller Wonne eine Streichelmassage.
Die Vibrissen sind der Grund, dass man Katzen einen sechsten Sinn nachsagt. Der Begriff Schnurrhaare kommt übrigens nicht vom Schnurren. Im Niederdeutschen des 18. Jahrhunderts bedeutete „snurre“ so viel wie Schnauze.