Mollys Kolumne Februar 2022

Liebe/r Leser/in,

meine Menschen, die liebe ich schon sehr. Das steht außer Frage. Aber müsste ich mich im Falle eines Umzugs entscheiden, ob ich bei ihnen bleibe oder lieber in meiner vertrauten Umgebung – nun, sie wären möglicherweise von der Antwort enttäuscht. Wir Katzen sind in der Regel eben sehr territorial eingestellt. Bei mir sieht es da nicht anders aus.

Das Kerngebiet meines Reviers ist unser Haus, welches ich als mein Eigentum und meine Wohlfühlzone betrachte. Hier habe ich meinen Futternapf, kann mich tief entspannen und mich in Ruhe der Körperpflege widmen. Zu meinem Rudel gehören Mira und Frieda, mit denen ich besagtes Kerngebiet teile.

An dieses schließt sich das erweiterte Kerngebiet an. Dies beinhaltet die nähere Umgebung oder, in unserem Falle, unser Gehege, welches Terrasse, eine Wiese und mehrere Sträucher einfasst. Wir kennen hier praktisch jeden Stein und bemerken jede kleine Veränderung sofort. In diesem Bereich schauen wir, ob sich mal wieder die Nachbarskatze anschleicht oder uns eine lebensmüde Maus vor die Nase läuft. Am liebsten dösen wir aber auf unseren angestammten Lieblingsplätzen in der Sonne vor uns hin. Denn durch den Gehegezaun müssen wir nur selten unsere Interessen gegen Eindringlinge verteidigen. Eine Duftspur entlang der Einfriedung, die wir in jahrelanger Arbeit gelegt haben und die ständig aufgefrischt wird, gibt jeder fremden Katze außerdem Bescheid, dass sie am Zaun nichts zu suchen hat und der Bereich schon besetzt ist.

Für Katzen mit Freigang würde ab hier das sogenannte Streif- und Jagdgebiet anfangen. Je nach Charakter, Alter und Geschlecht sind das nur etwa 50 m bis hin zu 500 m. Kater neigen eher zu größeren Revieren, ältere Katzen ziehen sich mehr und mehr auf ihr erweitertes Kerngebiet zurück. Je nach Katzendichte überschneiden sich die Reviere, z.T. auch mehrfach. Um hier möglichem Ärger vorzubeugen, bedienen wir Samtpfoten uns einer simplen Methode. Die Pfade, auf denen wir wandeln, werden einfach zeitversetzt genutzt. Dabei sind die anderen dennoch immer präsent, denn sie zeigen durch Markierung mit Harn, Kot oder Kratzen, dass sie da waren und auch wann zuletzt. Reviergrenzen können sich auch schon mal verschieben, z.B. wenn ein Inhaber stirbt bzw. mit seinen Menschen wegzieht oder eine neue Katze in der Nachbarschaft hinzukommt.

Auch im Kerngebiet müssen Botschaften regelmäßig durch Markieren aktualisiert werden. Dies geschieht dann aber auf für die Menschen etwas angenehmere Weise wie dem Reiben an Beinen und Gegenständen oder Kratzen am Kratzbaum. Damit drücke ich aus: MEINS.

Wenn ich so darüber nachdenke, vielleicht würde ich mich doch für meine Menschen entscheiden. Schließlich hat es einige Mühe gemacht, sie so gut zu erziehen, dass sie brav machen, was ich von ihnen möchte. Das hat durchaus seine Vorteile. Außerdem ist es ja doch auch eine ganz nette Beschäftigung, neue Dinge mit dem eigenen Wohlgeruch zu beduften.

Dass ein Verlust des gewohnten Territoriums besonders bei Freigänger-Katzen zu einem großen Problem werden kann, zeigt unser heutiger Bericht aus der Tierschutzarbeit.

Bis zum nächsten Mal,

Deine Molly SAMTpfote

Fotos: B. Uhlig

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