Das Schicksal ist erbarmungslos
oder: Was gewissenlose Schweine anrichten
Von Eva Volk/SAMT e.V. Letztes Jahr im Sommer wollten zwei junge Menschen ihre kleine Familie vervollständigen. Ihre kleine Tochter, die unter Epilepsie leidet, wünschte sich von ganzem Herzen ein paar pelzige Freunde. Also zogen die Kätzchen Lilo und Stitch ein. Die beiden mit ihrem Töchterchen spielen und schmusen zu sehen, war für die Eltern die reinste Freude.
Doch dann passierte das Entsetzliche: Stitch erkrankte nach kurzer Zeit an trockener FIP. Glücklicherweise führte ein Hinweis zum sofortigen Start der Therapie. Das junge Paar, sie zu diesem Zeitpunkt hochschwanger, kämpfte um seinen kleinen Freund. Während der Therapie stellte sich unglücklicherweise auch noch heraus, dass Lilo FeLV positiv war, und nach einiger Zeit war leider auch Stitch infiziert. Nichtsdestotrotz stand der tapfere kleine Samtpföterich die FIP-Behandlung mit Bravour durch und war Ende März endlich GEHEILT!
Jetzt konnte nichts mehr das Familienglück aufhalten. Das glückliche Pärchen, die beiden Kinder, Lilo und Stitch.
Doch.
Stitch musste, zwei Monate nachdem er geheilt war, die Zähne gemacht bekommen, da sein Mäulchen wirklich schlimm aussah. Die komplette OP lief gut. Bis zur Extubierung. Schlagartig verkrampften bei Stitch die Atemwege. Trotz massiven Medikamenteneinsatzes, erneuter Intubation und Reanimation konnte Stitch keinen Sauerstoff mehr aufnehmen und starb. Ein Alptraum.
Als ob das nicht schon furchtbar genug wäre, wurde es noch schlimmer. Lilo litt seit dem Tod ihres Bruders unsäglich. Sie fraß fast nichts mehr, hatte fast ein Viertel ihres Gewichts verloren, hatte Fieber und war apathisch.
Hatte der Stress des Verlustes FIP ausgelöst oder einen FeLV-Schub verursacht? Die Blutwerte gaben Hinweise in beide Richtungen. Das Pärchen wollte den Kampf erneut aufnehmen, denn Familienmitglieder – und das waren ihre Tiere natürlich – lässt man nicht im Stich, und so geschah es. Ein monatelanges Ringen um Lilos Leben begann, wirklich alles wurde unternommen, Unsummen von Geld ausgegeben und alles wurde unsagbar großartig von der behandelnden Tierärztin begleitet.
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass sowohl Lilo als auch Stitch so furchtbar krank waren? Sie kamen doch von einem freundlichen Züchter?
Nein, kamen sie nicht. Ein bisschen Recherche brachte schnell Klarheit. In Wirklichkeit handelte es sich um einen gewissenlosen Vermehrer, der mehrere Katzen unterschiedlicher Rassen in einem einzigen Zimmer hielt und fleißig Kätzchen produzierte. Und ganz offensichtlich ging es ausschließlich um Geld, Geld, Geld, denn dass er Leukose im Bestand hatte, war ihm 1) scheiß- und 2) –egal. Dem zuständigen Amt ist dieser Abschaum übrigens bekannt, aber aus rechtlichen Gründen und da aktuell angeblich nicht „gezüchtet“ wird, ist ein gerichtsfestes Vorgehen momentan nicht möglich. Trotz detaillierter ausführlicher Dokumentation des Kaufs und des Krankheitsverlaufs beider Tiere ist derzeit nichts zu machen.
Da draußen sind hunderte und tausende gewissenlose Schweine, die auf Kosten der Tiere und ihrer Familien unsägliches Leid verursachen. Hauptsache sie können die eigenen Brieftaschen schön füllen. Arglosen und naiven Menschen, die überhaupt nicht auf die Idee kommen, dass es solche „Menschen“ gibt (die Bezeichnung Mensch ist an dieser Stelle in Frage zu stellen), gaukeln sie etwas vor, haben auch für jede Unstimmigkeit eine wortreiche Erklärung. Ihnen ist absolut alles egal. Tiere, die unter furchtbaren Krankheiten leiden. Familien, die unter der Last der Sorge und der Kosten fast zusammenbrechen. Was soll’s? Wieder fette Kohle gemacht, yippieh.
Und wenn es noch so lange dauert, wir vergessen nicht und bleiben dran! Der Tag wird kommen, an dem diesem kläglichen Häuflein Mensch das Handwerk gelegt wird.
Am 25. Oktober 2022 war der Kampf um Lilo verloren und sie machte sich auf den Weg über die Regenbogenbrücke. Jetzt kann sie endlich wieder mit ihrem Bruder Stitch spielen und kuscheln.
Macht es gut, liebe Samtpfötchen, dieses Ende habt Ihr nicht verdient.