Bericht von einer Pflegestelle
Von P. Loebt/SAMT e.V. Es gibt Jungkatzen, die sofort Vertrauen zum Menschen aufbauen können – und es gibt Samtpfoten, die ganz furchtbar ängstlich sind. Können sie ihre Angst ablegen? Ja, wenn…
Momo, Jackson und Lenny kamen mit Mama Paula Mitte August auf meine Pflegestelle. Paula war sofort eine Schmusebacke und tat ihr Möglichstes, auch die drei 12 Wochen alten Söhne davon zu überzeugen, dass keine Gefahr droht. So kam mir Paula stets entgegen, wenn ich ins Zimmer kam, streifte um die Beine und gab Köpfchen. Ganz anders ihre Sprösslinge: Sobald die Tür aufging, waren sie verschwunden!
Da das Bettsofa für solche Fälle unten herum zugebaut ist, blieben immer nur die drei Obstkörbe als Versteck, die in größerer Höhe an der Wand montiert als Höhle dienen. Da saßen die drei tapferen Hasis nun und immer wenn ich mich bewegte, wurde gebrummt, gefaucht und auch gespuckt. Je näher ich ihnen kam, desto ängstlicher wurden sie.
Ich habe zu Anfang sehr viel mit ihnen geredet, teilweise auch aus einem Buch vorgelesen, damit sie sich an mich und meine Stimme gewöhnen. Das ging einige Tage lang so, ohne dass sich die Reaktion der drei Katerchen irgendwie änderte. Lediglich wenn es 3-4mal am Tag das geliebte Nassfutter gab, ließ der Hunger sich nicht unterdrücken und ich konnte sie näher betrachten – aus sicherer Entfernung natürlich.
Momo, Jackson und Lenny konnten sich immer noch überhaupt nicht vorstellen, dass ich nichts Böses vorhatte. Nur beim regelmäßigen Spiel mit der Angel tauten alle auf, denn Neugier siegt über die Angst! Sobald ich versuchte, zu nahe zu kommen und zu berühren, war der Schalter aber wieder umgelegt. Es brauchte vier Wochen, bis sie mich nicht mehr anfauchten, wenn ich Futter brachte.
Dann fiel mir das mit dem gekochten Hühnchen ein. Kleine Fitzelchen gekochter Hähnchenbrust in die Schale gepackt und zu meinen Jungs marschiert. Sie haben es sofort gerochen. Die zahme Paula zeigte dann, dass man auch aus der Hand Futter annehmen kann. Und dass man sehr schnell sein muss, um überhaupt noch was abzukriegen. Neugierig (und hungrig) wie Jungkatzen nun mal sind, kamen alle herbeigelaufen und siehe da: alle trauten sich ran und nahmen aus der Hand. Liebe geht durch den Magen.
So wurde in den kommenden Wochen etliche Hühnchenbrust genossen, und ab und zu konnte ich die Katerchen auch berühren, einen von ihnen dann auch vorsichtig, wie zufällig streicheln. Das war Lenny, der Wegputzer. Er war so sehr auf Futter fixiert, dass er selbst Streicheln dafür in Kauf nahm.
So nach und nach (es waren mittlerweile 2 Monate vergangen) trauten sich die drei Jungs immer mehr, auf mich zuzugehen. Ich wurde auch etwas mutiger und habe ihnen nicht nur Ruhe und Stille zugetraut. Manchmal habe ich lauter gesprochen, Musik angemacht und mich auch mal schnell bewegt oder getanzt.
Nach vier Monaten war bei Momo, Jackson und Lenny endlich das Eis vollständig geschmolzen. Sie wollten von sich aus gestreichelt werden. Trotz dass die Jungs mir gegenüber aufgeschlossen und zutraulich wurden, war ängstliches Verhalten Fremden gegenüber noch sehr stark vorhanden.
Irgendwann kamen dann endlich die Richtigen. Sie gaben meinen Jungs alles, was sie brauchten: Geduld, Zeit und ganz viel Liebe.
Fotos: P. Loebt
Ein tolles Happyend. Dankeschön für all deine Liebe, deine Zeit und deine unendliche Geduld. Nur durch dich hat die kleine Dreierbande ein wirklich schönes Katzenleben vor sich.
Vlg Liane