Tierversuche durch die Hintertür

Foto: tiburi@pixabay

Tierversuche in der EU für Kosmetik verboten – oder etwa doch nicht?

Vom Arbeitskreis „Nutz“tiere/SAMT e.V. Im April 2021 haben wir im Newsletter, aufgrund des immer am 24.04. stattfindenden Tag des Versuchstiers, darüber informiert, wie viele Tierversuche in Deutschland stattfinden, dass es verschiedene Schweregrade der Tierversuche gibt, die Tiere entsetzliche Qualen leiden und auch sterben. Fortschritt ohne Tierleid ist möglich und wichtig ist (nachzulesen im NL Ausgabe 43 April 2021).

Der deutsche Tierschutzbund macht eindringlich darauf aufmerksam, dass immer noch Tierversuche für Kosmetika durchgeführt werden, obwohl diese eigentlich nicht mehr durchgeführt werden dürfen. Beim Tierversuchsverbot für Kosmetika gibt es riesige Schlupflöcher, die dazu führen, dass Tiere dafür immer noch unglaublich leiden und sterben. Hersteller können chemische Substanzen in Kosmetikprodukten verwenden, für die Tierversuche vorgeschrieben sind. Das EU-Parlament hatte die EU-Kommission im September 2021 aufgrund einer Mehrheit von 97 % aufgefordert, einen Ausstiegsplan aus Tierversuchen zu erarbeiten. Nun können sich EU-Bürger ebenfalls an die EU-Kommission wenden für eine schrittweise Abschaffung aller Tierversuche in Europa und auch dafür, dass das Verbot von Tierversuchen für Kosmetik eingehalten wird, und um es zu stärken. Dafür müssen Rechtsvorschriften geändert werden. Das furchtbare Leiden der Tiere in Versuchslaboren – auch für Kosmetikprodukte – die genau wie wir Menschen Schmerzen und Angst, Todesangst empfinden, sollte endlich aufhören. Es gibt genug Alternativen, die gefördert und genutzt werden sollten.

Damit eine Änderung des EU-Rechts in Erwägung gezogen wird, muss mindestens eine Million EU-Bürger die nachfolgende Petition unterschreiben.

https://www.tierschutzbund.de/news-storage/tierversuche/090322-eu-buergerinitiative-will-bedrohtes-eu-tierversuchsverbot-fuer-kosmetika-retten/

Seid Ihr auch dabei?

Glücklich vermittelt

Foto: K. Lissy

Die ca. 1,5 Jahre alte Fleurie tauchte irgendwo im Nirgendwo mit ihren vier Kätzchen auf. Die Kleinen waren ruckzuck zahm, nur Fleurie verschwand bevorzugt unter dem Sofa. Das war ihr sicherer Ort, auch nachdem die Kleinen längst ausgezogen waren. Selbst nach Monaten zeigte sie zwar Interesse an den Menschen auf der Pflegestelle, aber immer mit gehörigem Abstand, streicheln ging gar nicht. Nur die anderen Katzen fand sie super. Es war klar, dass die süße Maus noch einen ausgesprochen langen Weg vor sich hat. Wer ist schon bereit, eine Katze aufzunehmen, bei der von vorneherein klar ist, dass das ein sehr langfristiges Projekt wird? Und doch, es gibt sie, diese Menschen, die bereit sind, einem Tier alle Zeit der Welt zu lassen, damit es in Ruhe Vertrauen aufbauen kann. Und mittlerweile macht Fleurie gute Fortschritte und wird immer zutraulicher, freut sich über Spiele mit der Angel und liegt gerne im Bett. Geduld ist letztlich alles, was jedes Tier braucht.

Foto: E. Volk

Der 7 Jahre alte Felix war zunächst ein ziemlich mageres Fundtier. Schnell stellte sich über seinen Chip heraus, dass er auch ein kleiner Unglückswurm war. Von seinen ursprünglichen Haltern wegen Umzugs privat vermittelt, verloren die neuen Besitzer wohl das Interesse und er wurde nur noch draußen gehalten. Zum Glück durfte der nette Kerl schlussendlich bei uns bleiben. Anfangs war er ganz schön durch den Wind, wusste gar nicht mehr wie es ist, freundliche Menschen um sich zu haben und regelmäßig leckeres Futter zu bekommen. Aber zum Glück erinnerte er sich bald wieder, wie schön ein richtiges Zuhause sein kann. Leider interessierte sich monatelang absolut niemand für den armen Kater. Schon etwas älter, schwarz, keine guten Voraussetzungen. Aber wie es so ist, irgendwann wurde eine ältere Dame auf ihn aufmerksam und war direkt von seinem Wesen bezaubert. Und so konnte Felix wieder in ein eigenes Reich ganz für sich allein ziehen. Er ist endlich: Daheim.

Khan – Von der Feldmaus zum Schmusekater

Bericht von einer Pflegestelle

Khan als Kitten

Von P. Loebt/SAMT e.V. Wenn man Babykatzen in Pflege nimmt, sind sie oft sehr jung, Waisenkinder und noch nicht der Muttermilch entwöhnt. Aufzuchtmilch habe ich also immer auf Vorrat. Das ist auch gut so, denn im vergangenen Sommer waren viele bedürftige Kätzchen zu versorgen gewesen.

Dann kam der Anruf, dass ein Baby aus einem 3er Wurf aufgenommen und von Hand aufgezogen werden müsste. Das Kleine war eine Woche alt, viel kleiner als seine beiden Geschwister und wog nur 78 Gramm. Das ist normalerweise noch unter Geburtsgewicht eines neugeborenen Kätzchens (100g).

Es war ungefähr so groß wie eine Feldmaus.

Khan im Größenvergleich mit einer Packung Taschentücher

Während die anderen zwei gut zulegten und bei der Mamakatze ständig ordentlich tranken, hatte sich der Winzling leider die Zitze ausgesucht, aus der nichts rauskam. Das empfand ich als etwas ungerecht, und da ich oft Namen aussuche, die der Katze eine Perspektive geben, nannte ich ihn Khan – das heißt Anführer. Wenn er (was geplant war) durch Handfütterung gut zugelegt hatte, sollte er seinen Geschwistern zeigen, wo der Hammer hängt!

Khan liebte es, an der Flasche rumzunuckeln. Er war große Trinkmengen nicht gewöhnt, weil ja seine Lieblingszitze wenig hergab. So hat er zu Anfang mal einen Milliliter getrunken, mal zwei, das Ganze alle zwei Stunden, auch nachts. Anstrengend.

Es ist eigentlich fast genau so, als wenn ein menschliches Baby einzieht: Der gesamte Tagesablauf richtet sich nach der Versorgung des Babys. Manches bleibt liegen, einiges, damit die wichtigen ersten Tage der Umstellung auf Aufzuchtmilch gelingen.

Khan bekommt eine Bauchmassage

Nach 10 Tagen ging ich auf dem Zahnfleisch. Dafür ging es Khan blendend! Er trank stetig mehr, schlief viel, nahm täglich zu und entwickelte sich prächtig. Er genoss die Bauchmassage nach dem Essen und schlief zufrieden gleich danach ein. Mit der Bauchmassage hilft man den Kleinen, Blase und Darm zu entleeren. Dabei imitiert der feuchtwarme Waschlappen die Mutterzunge.

Khan schläft im BH

Zum Wärmen steckte ich den Winzling oft in meinen BH und manchmal schlief Khan so fest, dass er gar nicht bemerkt hat, wenn er von dort in die weich ausgelegte Box mit Wärmflasche umgebettet wurde. Nachts stand die Box neben meinem Kopfkissen. Der Wecker auch, zumindest für die ersten zwei Wochen.

Mit der Zeit konnte die Fütterung auf alle 3-4 Stunden umgestellt werden, und so kam auch ich irgendwann wieder zu einer guten Nachtruhe.

Wir haben jedes Gramm Zunahme gefeiert. Khan entwickelte sich sehr gut. Nach ungefähr sechs Wochen konnte er es mit seinen Geschwistern aufnehmen, und er hat wild mit ihnen gerauft und gespielt.

Khan als kräftige Jungkatze

Heute lebt er zusammen mit einer wunderbaren Familie und einer anderen Katze als Gesellschaft. Er ist sehr verschmust und menschenbezogen.

Khan mit Katzenkumpel im neuen Zuhause

Fotos: P.Loebt, Ina B.

Tiere des Monats

Peppy und Shally

Von SAMT e. V. Peppy, 4 Jahre und Shally, 7 Jahre suchen im Rahmen einer Trennung und aufgrund Zeitmangels ein neues Zuhause. Der freundliche Kater Peppy ist ein verschmustes Kerlchen und freut sich immer über ausgedehntes Kraulen. Auch dem Spiel mit Bällchen und Angel ist er nicht abgeneigt. Katzendame Shally ist eine liebe Maus, etwas zurückhaltend gegenüber Fremden, dafür hat sie gegenüber Peppy die Hosen an.

Das nette Duo sucht neues Personal mit viel Zeit zum Knuddeln. Mit Kindern und Hunden möchten sie ihr neues Zuhause lieber nicht teilen. Beide benötigen Freigang.

Peppy und Shally werden kastriert, geimpft und gechippt abgegeben.

Weitere Tiere in der Vermittlung

Haussammlung für Tiere in Not

Sparschwein
Foto: alexas_fotos@pixabay

Von SAMT e.V. Nach längerer Pause führt SAMT e.V. wieder eine Haussammlung für Tiere in Not durch. Im Zeitraum von Anfang April bis Ende Mai sammeln die Tierschützer in Jülich und den umliegenden Dörfern, sowie im Nordkreis Düren.

Die Spenden kommen Tieren zugute, die von jetzt auf gleich heimatlos werden, z.B. wegen schwerer Erkrankung des Besitzers. Diese Tiere werden von Pflegestellen aufgenommen, wo man sich liebevoll um sie kümmert, bis der geliebte Mensch wieder zu Hause ist. Im Falle des Falles wird mit aller Kraft für die Vermittlung in ein neues Zuhause im Sinne von Mensch und Tier gesorgt.

Außerdem hilft SAMT, wenn Tierbesitzer in Not geraten und die Tierarztrechnung oder Spezialfutter nicht mehr bezahlen können und vielleicht selbst Hilfe benötigen. Niemals soll ein Tier nur aus diesem Grund sein Heim verlieren und der Mensch seinen geliebten tierischen Begleiter.

Weitere Schwerpunkte von SAMT sind Futterausgaben, Kastrationsprojekte und Aufnahme ausgesetzter Tiere. Um eine tiergerechte Versorgung zu gewährleisten, entstehen natürlich beträchtliche Kosten für Verpflegung, Unterbringung, Tierarzt und Vermittlung. Daher sind auch kleinste Beträge willkommen.

Die Mitarbeiter von SAMT e.V. können sich durch Mitgliedsausweise (mit Lichtbild) ausweisen (oder über Info beim zuständigen Ordnungsamt).

Weitere Informationen zu SAMT e.V. sind zu finden unter
www.s-a-m-t.de oder telefonisch unter 02461-342209 / 0157-76810046

Mollys Kolumne April 2022

Molly mit ukrainischer Friedensflagge
Foto: B. Uhlig

Liebe/r Leser/in,

wie eine Gesellschaft mit Tieren umgeht, sagt viel über ihren moralischen Zustand und ihre Einstellung zum Leben aus.

Mit Entsetzen habe ich zusammen mit meinen Leuten die Geschehnisse der vergangenen Wochen in der Ukraine im Fernsehen verfolgt. Millionen von Menschen sind gezwungen, sich auf die Flucht zu begeben. Sie können oft nur das Allernötigste bei sich tragen, das was ihnen am wichtigsten ist. Und das sind nicht selten ihre Haustiere. Das geht ans Herz.

Nicht immer gelingt die Flucht mit dem Haustier. Manche mussten ihre geliebten Vierbeiner im letzten Moment zurücklassen, z.B. an Bahnhöfen, weil sie nicht mit in den Zug konnten. Tierschützer vor Ort versuchen, so vielen wie möglich zu helfen. Aber alle kann man wohl nicht retten. Die Tierheime in der Ukraine sind am Limit. Futterreserven sind schnell aufgebraucht und Nachschub schwer zu bekommen. Die Situation wird von Tag zu Tag dramatischer.

Selbst wenn die Flucht mit dem Haustier erfolgreich war, darf dieses oft nicht mit in die Unterkunft. Für Mensch und Tier ist die Trennung sehr traumatisch, da viele eine enge Bindung zueinander haben. Gerade in einer Krisensituation möchten Besitzer nicht auch noch ihre Tiere verlieren. Eine Trennung vom eigenen Haustier stellt für die Geflüchteten nach Verlust der Heimat und des gewohnten Alltags eine weitere, psychische Belastung dar.

Vor dem Krieg fliehen nicht nur Millionen Menschen, mit dabei sind auch Tiere in einem noch nie da gewesenen Ausmaß. Daher ist es wichtig, dass alle mit anpacken und ihrerseits die Helfer unterstützen. So kann jeder Futter und Geld spenden. Der WDR hat eine Liste mit Organisationen veröffentlicht, die direkt vor Ort unterstützen:

Hilfe für Geflüchtete und Tiere in der Ukraine – Tiere suchen ein Zuhause – Fernsehen – WDR

Wer die Möglichkeit hat, kann aber beispielsweise auch ein Tier vorübergehend bei sich aufnehmen, bis es dem Besitzer möglich ist, es zurückzunehmen. Dafür wendet man sich am besten an örtliche Tierheime bzw. Tierschutzvereine, die Tiere bei sich unterbringen. Dafür kann dann ein weiteres Tier aus Polen oder der Ukraine nachrücken.

Das große Leid der Menschen bedeutet gleichzeitig großes Leid für die Tiere, die von ihnen abhängig sind. Wenn jeder von uns nur ein bisschen was tut, lässt sich wahnsinnig viel bewegen. Ich werde gleich mein Frauchen bitten, einen Teil von meinem Futter zu spenden.

Bis zum nächsten Mal,

Dein Molly SAMTpfote