Mollys Kolumne November 2020

Foto: Beate Uhlig

Liebe/r Leser/in,

die Leute sind sich nicht einig darüber, ob wir Katzen nun 7 oder 9 Leben haben. Da gibt es ganz verschiedene Sichtweisen, je nach zugrundeliegender Mythologie. Ich denke, die wirkliche Zahl spielt keine große Rolle. Dass es aber deutlich mehr als ein Leben sein muss, hat einmal mehr unsere betagte Katzendame Bastet bewiesen.

Bastet ist inzwischen schon über 21 Jahre alt. Das ist wirklich zu bewundern. In diesem hohen Alter muss man jeder Zeit mit dem Schlimmsten rechnen. Aber auch am Lebensanfang haben wir Katzen es nicht immer leicht – und dazwischen schon gar nicht. Davon kann Bastet ein Lied singen.

Blicken wir einmal 21 zurück.

Da die Besitzer von Bastets Mutter nicht willens waren, diese als Freigänger kastrieren zu lassen, kam es zwangsläufig zu unerwünschtem Nachwuchs. Dieses Nachwuchses sollte sich entledigt werden, kurzer Prozess, wie es so unschön heißt. Dies bekamen zum Glück tierliebe Menschen mit und nahmen sich der Kleinen an. Weil die Besitzer die Kitten so schnell wie möglich weg haben wollten, war Eile geboten. Und so wurden sie leider deutlich zu früh von ihrer Mutter getrennt. Aber es war ihre einzige Chance auf Leben. Und die hat Bastet, wie wir wissen, großzügig genutzt. Bastet 1, Tod 0.

Viel später, da war Bastet bereits 18, ging es ihr sehr schlecht. Sie hatte wochenlang nicht richtig gefressen und mächtig abgebaut. Zum Tierarzt wollte aber keiner mit ihr. Sie ist halt alt, hieß es bloß. Das hatte zufällig unser Frauchen mitbekommen. Sie sagt immer, Alter ist keine Krankheit. Daran stirbt man nicht. Auch gegen Kostenübernahme wollten die Besitzer nicht zum Tierarzt, waren aber problemlos bereit, Bastet abzugeben. So kam sie zu uns. Es stellte sich heraus, dass sie lediglich eine starke Zahnfleischentzündung hatte. Nachdem die behandelt war, ging es mit ihr rasch wieder bergauf. Einen alten Baum verpflanzt man nicht, heißt es. Was für’n Quatsch. Sie fühlt sich sehr wohl bei uns. Ich denke, sie hatte echt Glück damit. Bastet 2, Tod 0.

Was in den Jahren dazwischen war, lässt sich nur mutmaßen. Anhand ihres ausgeprägten Charakters würde ich sagen, dass sie so einige schlechte Erfahrungen gemacht hat. Und auch die vielen Kerben in ihren Ohren sprechen davon. Aber sie hat diesen Dingen die Stirn geboten und ist ja immer noch da. Also, mal grob geschätzt, Bastet 5, Tod 0.

In letzter Zeit schwand ihr wieder merklich die Energie. Die Beinchen machten nicht mehr, was sie sollten. Und der Appetit ließ auch immer mehr zu wünschen übrig. Als sie dadurch zusehends an Gewicht verlor, wurde der Gang zu unserer Tierärztin unausweichlich.

Dort angekommen, hatte eigentlich niemand große Hoffnung, dass es mit ihr noch was geben wird. Nach einer ersten Untersuchung stand eigentlich schon beinahe fest, dass der Abschied für immer gekommen war. Frauchen wollte aber wenigstens den Grund für das nahe Ende wissen. (Der bekannte Merksatz: Alter ist keine Krankheit, daran stirbt man nicht.) Und so wurde Bastet Blut für eine weitere Untersuchung abgenommen. Eine bange halbe Stunde des Wartens verstrich und Frauchen nahm innerlich schon Abschied. Dann wurde sie zurück ins Behandlungszimmer gerufen. Alle Anwesenden schauten betroffen drein, so dass man denken konnte, da muss nicht mehr viel gesagt werden. Doch dann die Überraschung, es war „nur“ die Schilddrüse. Alle anderen Blutwerte tippi toppi. Damit hat echt keiner gerechnet.

Bastet nimmt jetzt jeden Tag mehr oder weniger freiwillig ihr Medikament ein. Sie ist seitdem wieder besser drauf, frisst vernünftig und hat schon wieder deutlich mehr auf den Rippen. So ist sie dem Tod einmal mehr vom Schippchen gesprungen. Es müsste so ungefähr 6:0 stehen.

Was lernen wir aus diesen 21 Jahren? Niemals den Kopf in den Sand stecken und auch älteren Tieren immer eine Chance geben. Denn jeder Tag und jedes Leben zählt. Und von letzterem haben wir Katzen zum Glück ja reichlich.

Bis zum nächsten Mal,

Deine Molly SAMTpfote

2 Antworten auf „Mollys Kolumne November 2020“

  1. Liebe Bastet,
    Du bist eine richtige Kämpferin, und ich wünsche Dir noch ein
    paar wunderschöne Jahre mit vielen Schmuseeinheiten und gaaanz
    vielen Leckerlis;)
    Wie gesagt: Alter ist keine Krankheit, daran stirbt man nicht!!!
    Liebe Grüße an Euch alle!
    Christa

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