Mollys Kolumne Februar 2020

Liebe/r Leser/in,

meine Fensterbank gehört mir. Da sitze ich, gerade jetzt im Winter, direkt über der Heizung und verfolge bequem vom Warmen aus, was sich draußen in der Nachbarschaft so tut. Gelegentlich lassen ich mir dabei von einer der anderen Katzen Gesellschaft leisten. Aber wenn ich allein sein will, dann verteidige ich meinen privilegierten Platz am Fenster.

Molly
Foto: Beate Uhlig

Meine Mädels respektieren das ohne lange Diskussionen, aber da gibt es Geschöpfe, die mich immer wieder provozieren. Ich weiß nicht, was das soll und warum sie es tun. Wahrscheinlich eine Machtprobe, wer hier das Sagen hat. Vor kurzem ist es erneut passiert und auf einmal stand wieder so ein grünes Ding mit Blättern direkt vor meiner Nase und blockierte mir die gute Aussicht.

Ich habe es zuerst mit dem bösen Blick versucht, doch das ließ dieses Ding völlig unbeeindruckt. Nun, wenn es unbedingt Ärger machen will, dann gehen wir zu Stufe Zwei über. Also bin ich ihm ganz nah auf die Pelle gerückt. Glaubst Du es? Dieses Grünzeug hat nicht mal mit dem Laub gezuckt. Frechheit. Wie soll man da die Contenance bewahren?

Inzwischen habe ich drei sichere Wege gefunden, mit diesen Situationen umzugehen und meine alleinige Vorherrschaft auf der Fensterbank durchzusetzen. In der Regel bleibe ich gelassen und löse die Sache schnell und unkompliziert durch Herunterschubsen. Dann hat sich das Problem direkt erledigt. Gern werfe ich dem leichten Opfer noch einen verächtlichen Blick hinterher und widme mich anschließend wieder der Überwachung des angrenzenden Gartens.

Wenn ich mich allerdings doch mal ein bisschen darüber aufgeregt habe, dass mir wieder der Platz auf der Fensterbank beschnitten wurde, fahre ich im wahrsten Sinne die Krallen aus. Die schönsten Muster ritze ich dann mit ihnen in die Blätter. Man könnte es fast schon Kunst nennen. Und wenn der grüne Störenfried dann noch nicht genug hat, knabbere ich mit meinen scharfen Zähnen diverse Stängel an, um ihm vollends den Garaus zu machen. Das ist allerdings nicht ganz ungefährlich und hier ist Vorsicht geboten, denn einige dieser Biester setzen sich mit giftigen Pflanzenteilen zur Wehr, die einem übel mitspielen können.

Zuletzt habe ich eine neue Methode entwickelt, bei der ich meinen ganzen Körper als Waffe einsetzte. Mit einem todesmutigen Salto sprang ich meinem Widersacher von oben direkt ins Blätterwerk und verpasste ihm, begleitet von einem furchteinflößenden Kampfschrei, den finalen Nackenbiss. Gut, eventuell bin ich auch nur aus einem Missgeschick heraus etwas unglücklich vom Kratzbaum gefallen und zufällig auf dem armen Ding gelandet, aber das weiß ja keiner. Das Ergebnis war auf jeden Fall sehr überzeugend. Der Stängel stand zwar noch wie eine Eins, aber sämtliche Zweige lagen abgebrochen sternförmig darum verteilt. Ich war sehr stolz auf diesen verdienten Sieg unter Einsatz meines Lebens. Mein Frauchen teilte diese Meinung jedoch nicht. Sie kam ganz aufgeregt um die Ecke und rief irgendwas von „vielleicht durch ein paar Stecklinge noch zu retten“. Gut, wir werden sehen. Sollen diese Stecklinge nur kommen, ich bin bereit. Bis dahin relaxe ich jetzt erstmal wieder auf meiner wohltemperierten Fensterbank und warte auf den Frühling.

Bis zum nächsten Mal,

Deine Molly SAMTpfote

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