von Eva Volk / SAMT e. V.
Yorkshireterrier teilen das Schicksal vieler Rassehunde: Das gezielte Züchten auf bestimmte Merkmale und Eigenschaften geht oft mit dem vermehrten Auftreten von Krankheiten und Problemen einher. So sind beim Yorkie u. a. die Knochen dünn und zerbrechlich, sodass Sprünge von Stuhl oder Sofa schnell zu einer Fraktur führen können. So geschehen auch bei einem gerade einmal sechs Monate alten Welpen aus dem Raum Jülich.
Das arme Tierchen traf es knüppeldick. Nicht nur, dass es furchtbare Schmerzen durch den (geschlossenen) Bruch des Vorderbeinchens hatte, auch die Behandlung desselben wurde zur Tortur. Die Besitzer suchten selbstverständlich sofort tierärztliche Hilfe mit dem vor Schmerzen winselnden Hund. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten einen Bruch zu behandeln. Nach einer Abklärung des Bruches mittels Röntgen kann je nachdem mit Schienenverbänden gearbeitet werden oder mit Nägeln, Schrauben und Drähten. Zusätzlich kann bei offenen Frakturen oder Trümmerbrüchen ein sogenannter „Fixateur externe“ den Knochen von außen stabilisieren. Letzterer wird durch die Haut mittels Pins, die im Knochen verankert werden, befestigt. Bei Welpen ist man in einfachen Fällen von Brüchen bereits seit längerem von dieser Methode abgerückt.
Leider wurde im Fall des verunglückten Welpen die Methode des „Fixateur externe“ gewählt. Diese erfordert viel Können, da der Knochen durch die Pins zusätzlich verletzt wird und die korrekte Ausrichtung des Beinchens nach der Fixierung anspruchsvoll ist. Der kleine Yorkie verlor nach der Behandlung jeglichen Appetit und konnte nicht mehr laufen, obwohl bei entsprechend angebrachtem Fixateur die leichte Belastung eines gebrochenen Beines durchaus möglich und auch gewollt ist. Auf Nachfrage der Hundebesitzer nach einigen Tagen wurde ihre Sorge von seiten des behandelnden Tierarztes leider als unberechtigt abgetan, obwohl von einem lebensbedrohlichen Zustand ausgegangen werden muss, wenn ein Welpe seit fünf Tagen Futter und Wasser verweigert.
Da der Welpe zusehends schwächer und apathischer wurde wandten sich die Besitzer in höchster Not mit Unterstützung von SAMT e.V. an einen anderen Tierarzt. Dort stellte sich nach gründlicher Untersuchung u. a. mittels Röntgen heraus, dass das gebrochene Beinchen durch den Fixateur in eine völlig schiefe Richtung gebracht worden war, was dem armen Tierchen enorme Schmerzen verursachte. Kein Wunder, dass der Welpe nicht mehr fressen wollte. Ein Zusammenwachsen der Knochen in der vorgefundenen Stellung hätte einen lebenslang behinderten Hund zur Folge gehabt. Das geschwächte Tierchen wurde vom Fixateur befreit, der Knochen korrekt gerichtet und mittels Schienenverband fixiert. Schon am Folgetag begann der Welpe wieder zu fressen und noch einen Tag später lief er bereits wieder – wenn auch etwas wackelig – herum. Das ist möglich, da der Fuß aufgrund der Art des Verbandes quasi in selbigem schwebt und das Bein somit nicht voll belastet wird.
Nachdem einige Wochen vergangen waren, tollte der Kleine wieder herum, der Verband störte ihn überhaupt nicht und die Heilung machte gute Fortschritte. In Kürze wird der Knochen voll ausgeheilt sein und es wird für das Tier sein, als wäre der Unfall nie passiert.
Aus dem Unglück des kleinen Yorkshireterriers ist zu lernen, dass man sich, schon bevor etwas passiert, Gedanken über die Kompetenzen der ansässigen Tierärzte machen sollte, um im Fall der Fälle die geeignete Wahl zu treffen. Gerne berät SAMT e.V. diesbezüglich.
Die Hundebesitzer behalten sich übrigens rechtliche Schritte gegenüber dem erstbehandelnden Tierarzt vor.